Diabetes und Operationen

Jede Operation stellt für Diabetiker ein Risiko dar, das die Kooperation zwischen dem behandelnden Arzt und dem Krankenhaus erfordert, um das Risiko möglichst zu minimieren.

Bei Diabetikern werden häufig Operationen erforderlich:

  • am Herz-Kreislauf-System wegen verengter Blutgefäße der Bein- und Beckenarterien, der Halsschlagader oder der Herzkranzgefäße
  • an Nieren, Augen und Füßen

In einer derartigen Stresssituation benötigt der Körper mehr Insulin, das bei Diabetikern durch die kontrollierte Gabe von Insulin vor, während und nach der Operation ausgeglichen wird.

Hohe Blutzuckerwerte

  • verstärken die Gefahr für Infektionen
  • beeinträchtigen die Wundheilung
  • verstärken die Blutgerinnung (Gefahr für Thromben, Embolie)

Deshalb sollten die Blutzuckerwerte vor und während der Operation möglichst normal gehalten werden. Besonders risikogefährdet sind Patienten mit Folgeerkrankungen, insbesondere am Herzen.

Um all diese Gefahren sollten alle Beteiligten Bescheid wissen:

  • das behandelnde Pflegepersonal
  • der Anästhesist
  • der Chirurg
  • der Intensivmediziner
  • der einweisende Arzt
  • und das postoperativ betreuende Team

Die Rolle des Anästhesisten

Der Anästhesist hat eine sehr wichtige Rolle. Zunächst untersucht er den Patienten und befragt ihn vor der Operation. An dem Patient liegt es  nun alles Wichtige zu sagen:

  • Therapie (CT, ICT, Pumpentherapie)
  • Blutzuckerprotokolle zeigen, auch den Diabetes-Gesundheitspass, ggf. schriftliche Anpassungsregeln
  • wichtige Fachartbefunde vorlegen (z.B. Augenbefunde)
  • auf mögliche bestehende Folgeerkrankungen hinweisen. Besonders wichtig ist es, den Narkosearzt auf eine evtl. vorliegende autonome Neuropathie des Magens hinzuweisen.

Die Art der Stoffwechselführung bei einem Diabetiker vor, während und nach der Operation richtet sich nach der Schwere des Eingriffs:

  • Kleinere Eingriffe, die in örtlicher Betäubung durchgeführt werden, können ohne größere Änderung des Insulinregimes durchgeführt werden
  • Vor größeren geplanten Operationen sollte der Patient schon 1-2 Tage vorher in die Klinik gehen, um die Blutzuckerwerte und die medikamentöse Therapie vernünftig aufeinander abzustimmen

Während und nach der Operation sollten die Blutzuckerwerte um 120 mg/dl liegen. Infolge des Operationsstresses unmittelbar nach deer Operation sind oft höher Insulindosen als normalerweise erforderlich.

Achtung: Teststreifen, Blutzuckermessgerät, Stechhilfen, Pen, das Insulin und die Blutzuckerprotokolle sind in die Klinik mitzubringen.

Operationstag

Insulinbehandelte Diabetiker sollten je nach Größe der Operation Folgendes für den Operationstag wissen:

Bei leichteren Operationen (Dauer wenige Stunden):

  • unmittelbar vor der Operation selbstverständlich kein Frühstück
  • etwa 30-50% der üblichen Gesamtdosis (Basal- und Normal-) als Verzögerungsinsulin
  • während der Operation bekommt man eine Glukoseinfusion
  • regelmäßige Blutzuckerkontrollen vor, während und nach der Operation sind erforderlich

Bei mittelschweren Operationen (Dauer ca. 4-6 Stunden):

  • am OP-Tag kein Frühstück
  • 30-50% der üblichen Gesamtdosis (Basal und Normal) als Verzögerunsinsulin spritzen
  • regelmäßige Blutzuckerkontrollen müssen durchgeführt werden

Bei schweren Operationen:

  • wenn die Ernährung für mehrere Tage über eine Magensonde oder Vene erfolgt, muss die Insulinbehandlung auf eine Insulininfusionsbehandlung umgestellt werden
  • Glukoseinfusion
  • regelmäßige Blutzuckerkontrollen
Quelle: aus dem Schulungsbuch für Diabetiker von Gerhard-W. Schmeisl