Insulin-Arten

Normalinsulin

Normalinsulin wird auch Altinsulin genannt („regular Insulin“). Die Wirkungsdauer ist abhängig von der Dosis: Kleine Mengen wirken kürzer als große Mengen.

Heute verfügbare Normalinsuline (Auswahl):

  • Actrapid Novo (Nordisk)
  • Huminsulin Normal (Lilly)
  • Insuman RAPID (Sanofi Aventis)
  • Berlinsulin H Normal (Berlin-Chemie)

Alle heute verfügbaren Normalinsuline haben untereinander eine vergleichbare Wirkung. Man kann sie bei Bedarf austauschen. Dabei muss lediglich die Konzentration (U-40 oder U-100-Insulin) beachtet werden.

Wirkungseintritt: ca. 15-30 Minuten
Wirkungshöhepunkt: nach ca. 2 Stunden
Wirkungsdauer: ca. 4-6 Stunden

Verzögerungsinsulin

Verzögerungsinsuline sind länger wirkende Insuline, denen eine Verzögerungssubstanz zugemischt worden ist.
Die viele Jahre gerade beim Dawn-Phänomen erfolgreich eingesetzten Zink-verzögerten Insuline sind mittlerweile vom Deutschen Markt verschwunden. Sie sind z.T. noch über „spezielle Kanäle“ im Ausland erhältlich (z.B. Insulin Novo Semilente).

NPH-Insuline (NPH = Neutrales Protamin Hagedorn) sind mittellang wirkende Insuline mit Protamin als Verzögerungssubstanz.

Heute verfügbar NPH-Insuline (Auswahl):

  • Protaphane HM (Novo Nordisk)
  • Huminsulin Basal (Lilly)
  • Berlinuslin H Basal (Berlin Chemie)
  • Insuman Basal (Sanofi Aventis)

Wirkungseintritt: ca. 45-60 Minuten
Wirkungsmaximum: ca. 4-6 Stunden
Wirkungsdauer: ca. 8-12 Stunden

Analog-Insulin

Analog-Insuline sind „Kunstinsuline“ die den in der Natur vorkommenden Insulinen nachgebaut wurden, jedoch nicht mit ihnen identisch sind („analog“ ist griechisch und bedeutet gleichwertig, ähnlich). Durch die Entwicklung solcher „Kunstinsuline“ wird versucht, die Stoffwechselvorgänge eines Nicht-Diabetikers noch besser nachzuahmen, um eine optimale Blutzuckereinstellung und eine Erleichterung im Alltag zu erreichen. Diese Insulinanaloga besitzen eine besonders schnell einsetzende und auch abklingende Wirkung und sind damit insbesondere auch zur Blutzuckerkorrektur geeignet.

Gegenwärtig sind 4 Kurzzeit-Analog-Insuline im Handel:

  • Humalog (Lilly)
  • Liprolog (Insulin Lispro von Berlin-Chemie)
  • Novorapid (Insulin Aspart von Novo)
  • Apidra (Insulin Glulisine von Sanofi Aventis)

Als Langzeit-Analog-Insuline stehen derzeit zwei Präparate zur Verfügung:

  • Lantus (Insulin Glargin)
  • Levemir (Insulindetemir)

Aufbau der Kurzzeit-Analog-Insuline

Insulin ist ein Hormon, das aus verschiedenen Eiweißbausteinen aufgebaut ist. Diese Bausteine, die Aminosäuren, sind bei jedem Menschen in der gleichen Reihenfolge aneinandergefügt, wie Perlen an auf einer zweireihigen Kette, die miteinander durch Brücken verbunden sind. 

Wirkweise der Kurzzeit-Analog-Insuline

Jedes Insulin, sei es für Spritze, Pen oder Pumpe, liegt in der Ampulle nicht als einzelnes Molekül, sondern als „Sechserpack“ vor. Bevor das Hormon nach dem Spritzen vom Unterhautfettgewebe ins Blut und an den Wirkort abtransportiert werden kann, muss dich dieses „Secherpack“ in einzelne Insulin-Moleküle (Monomere) aufspalten.

Das Humaninsulin und auch die tierischen Insuline brauchen hierzu wesentlich länger als die Analog-Kurzzeit-Insuline. Durch diese beschleunigte Auflösung der „Insulin-Pakete“ wirkt das Analog-Insulin im Vergleich zu den Humaninsulinen rascher, aber auch kürzer (nicht dosisabhängig). 

Besonderheiten in der Therapie mit Kurzzeit-Analog-Insulinen

Was bedeutet diese veränderte Insulin-Wirkung für die tägliche Anwendung?

Zum einen kann der Spritz-Ess-Abstand, d.h. der Zeitraum zwischen der Insulin-Injektion und dem ersten Bissen verkürzt werden oder ganz entfallen. Es ist sogar möglich, das Insulin erst nach der Mahlzeit zu spritzen, was gerade in der intensivierten konventionellen Insulintherapie (ICT) vor allem bei Kleinkindern und Kinder, aber auch bei geriatrischen Patienten ein großes Plus bedeutet. So kann die Insulindosis der tatsächlich gegessenen BE-Menge angepasst und die Gefahr einer Unterzuckerung vermieden werden.

Zum anderen sind Blutzuckerkorrekturen in kürzeren Abständen möglich und nötig, da diese Insulinanaloga nicht über so viele Stunden eine blutzuckersenkende Wirkung haben wie Normalinsulin. Die Dauer ihrer Wirkung ist weitgehend unabhängig von der gegebenen Insulinmenge, auch dies unterscheidet die Analoginsuline von den Normalinsulinen.

Unterzuckerungen können unter ihnen genauso vorkommen wie unter Normalinsulin, jedoch muss man zu einem früheren Zeitpunkt mit ihnen rechnen. Ein durch das Analog-Insulin verursachter zu niedriger Blutzucker wird 1-2 Stunden nach dem Spritzen seinen „Tiefpunkt“ erreichen, nach 3-4 Stunden muss jedoch in der Regel keine Unterzuckerung mehr befürchtet werden; dies gilt vor allem im Zusammenhang mit körperlicher Bewegung und Sport.

Quelle: aus dem Schulungsbuch für Diabetiker von Gerhard-W. Schmeisl